„Wachstum des Glaubens“ referiert von Ursula Schmidt

Die BRinG trifft sich online

Dieses Jahr war alles anders. Gemeinschaftlich, tief und lehrreich war es aber trotzdem - das jährliche Treffen mit unserer BRinG. Es wurde gelacht, gelernt und ausgetauscht. Fast wie immer…

Den inhaltlichen Schwerpunkt gestalteten Ursula und Manfred Schmidt, zwei evangelische Theologen aus Fürth, die 20 Jahre im Gemeindedienst tätig waren. Nach 20 Jahren Gemeindearbeit arbeiten sie seit 2010 vollzeitlich in einem überregionalen Lehrdienst.

Gerne wollen wir hier Anteil an den Inhalten geben, weil es uns so relevant erscheint und viele aus unseren Reihen an manch kniffligen Stellen ihres Lebens abgeholt hat. Die folgende Zusammenfassung ist jedoch nur grob und sehr skizzenhaft. Wenn ihr mehr erfahren wollt, findet ihr in der Literaturliste das Buch dazu. Es lohnt sich!

Die Fundamente des Glaubens und ihre Heilung

In den ersten Lebensjahren sind wir Menschen offen für das Transzendente. Wir tragen die Voraussetzungen des Glaubens in uns und die Familie prägt uns ebenfalls. Die Eltern sind für uns gottgleich: Wir werden versorgt und geliebt. Hier beginnt die Entwicklung unseres Gottesbildes, unseres Unternehmergeistes, unseres Urvertrauens und unserer Bewältigungsstrategien. In dieser Phase läuft leider selten alles optimal, so dass es entscheidend und wichtig ist, dass wir uns mit unseren Wunden, Verletzungen und Defiziten beschäftigen und Heilung erfahren. Diesen Prozess brauchen wir, um geistlich weiter wachsen zu können.

Die geistliche Aufbruchszeit

Die erste Zeit als frisch gebackener Christ erinnert stark an die Lebensphase der Jugend. Wir sind zu enormen Gefühlen fähig, probieren uns aus, wollen viel erleben und sprühen vor Energie. Wir beten euphorisch und wissen, dass wir mit unserem Gott Berge versetzen können. Einfach herrlich! Nicht umsonst lesen wir im Epheser, dass wir zurück zur ersten Liebe umkehren sollen.

Die produktive Zeit

An die Begeisterung der Aufbruchszeit schließt sich die Zeit des Tatendrangs an. Wir schaffen viel, investieren uns in Menschen, Familie, Gemeinde und Arbeit, engagieren uns in Projekten und bringen mit unserer Schaffenskraft eine Menge voran und die Jahre vergehen wie im Flug.

Übergangsphase: Die Lebensmitte

In der Lebensmitte kommen wir Menschen oft an unsere Grenzen. Es wird uns bewusst, dass auch unsere Kraft nicht unendlich ist und das wir das Tempo unseres Lebens nicht ohne immer größer werdende Kosten halten können. Wir erleben Schwachheit, Brüche und Scheitern. Nicht wenige werden krank, brennen aus und stecken in einer handfesten Krise. Hier stehen wir am Scheideweg: den Glauben über Bord werden oder einen neuen Aufbruch wagen? Der Weg aus der Krise führt auf eine Reise nach innen. Wir müssen uns unserer Lebensgeschichte stellen, uns mit unserem jüngeren Ich versöhnen und in eine tiefere Selbst-Annahme hineinwachsen.

Das Leben der Liebe

Haben wir die Krise der Lebensmitte überwunden, werden wir so richtig belohnt. Wir  können uns auf unsere fruchtbarsten Lebensjahren freuen. Nun kann die Reise nach außen gehen, denn es geht nicht mehr um uns. Wir können uns an andere verschenken, ganz natürlich und selbstverständlich. Das Sein tritt an die Stelle des Tuns. Der Schwerpunkt verlagert sich weg von der Leistung hin zu unseren Beziehungen. Wir können die Selbsterforschung getrost zur Ruhe kommen lassen, denn wir wissen, dass der Herr uns kennt. Wir werden zufriedener, leben aus der Stille und seiner Gnade.

Ich wünsche uns allen, dass wir die letzte Wachstumsphase schmecken dürfen! Auf diesem Weg sind wir gemeinsam unterwegs. Wir müssen es nicht alleine schaffen. Lasst uns uns gegenseitig dabei unterstützen, wo wir nur können!

Es war für mich trotz der online-Variante ein Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit spürbar, wenn auch weniger als bei einer Präsenzveranstaltung. Wenn es sich nicht um ein Seminar sondern um einen Fruchtsaft gehandelt hätte, würde ich sagen: mehr als 100% FRUCHTgehalt... Es war so kompakt - sowohl geistlich als auch menschlich, dass ich es erstmal verdauen musste und eine weitere Vertiefung und Verarbeitung in den Regiogruppen für absolut wichtig halte. Besonders angesprochen hat mich die Phase der "Lebensmitte" mit ihren Herausforderungen und möglichen Krisenzeit (die bei mir vor 2 Jahren begann) als auch mit den besonderen Früchten, die in dieser Phase reifen und wachsen können. SHALOM!

Sven, BRinG

Literatur

Manfred & Ursula SCHMIDT: Die Grössere Perspektive: Vom Abenteuer geistlicher Reife,
GGE-Verlag 2016, ISBN: 978 3-981629392

Romano GUARDINI, Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung, 1957; … 2016

Janet O. HAGBERG, Robert A. GUELICH, The Critical Journey. Stages in the Life of Faith, 1995; 2004

Bob BUFORD, Halftime: Changing Your Game Plan from Success to Significance, 1997; 2008

Benedict J. GROESCHEL, CFR, Spiritual Passages: The Psychology of Spiritual Development, 1983

Roman: Sharon Garlough BROWN, Unterwegs mit dir. Vier Frauen auf einer Glaubensreise, Gerth Medien 2017